Zu viel
Zu viel Gedachtes
Zu viel Gefühltes
Zu viel Gelesenes
Zu viel
Zu viel Nicht-Verstandenes
Zu viel Nicht-Gehörtes
Zu viel Nicht-Erhörtes
Zu viel Nicht-Gesagtes?
Zu viel Falsch-Gesagtes?
Zu viel
Zu viel Leid
Zu viel Schmerz
Zu viel Wut
Zu viel Ausgehaltenes
Zu viel?
Zu viel ich!
Sie kommt so plötzlich,
wie ein Sturm,
so heftig.
Sie schmerzt,
wie ein Schlag ins Gesicht.
Einzuordnen weiß ich sie nicht.
Kein Grund gibt es, dass sie vorbei schaut.
Doch leider bleibt sie wie sooft,
lange, zu lange für meinen Geschmack.
Ich weiß nicht, wohin mit ihr.
Wohin mit Gefühlen, die ausbrechen,
so plötzlich wie ein Sturm?
Ein Schlag ins Gesicht?
Und keine Salbe, die sie heilt.
Diese Abstürze, ich werde mich wohl nie daran gewöhnen. Sie kommen immer wieder und sind so altbekannt und doch immer wieder neu. Gestern war wieder einer da. Und der war so plötzlich und so tief. Ich kämpfe seit Wochen und Monaten. Versuche stark zu bleiben zumindest so gut wie möglich. Gedanken an Selbstverletzung wegzuschieben. An die hinterste Ecke meiner Gehirnwindungen, dort wo sich auch die anderen schrecklichen Gedanken wie Selbstmord, Versagen, Verzweiflung befinden. Doch irgendwann kommen sie angerannt. Alle auf einmal. Alle nach vorne. Und alle schreien in meinem Kopf nach Aufmerksamkeit. Und ich breche zusammen. Bin nicht mehr stark. Kann nicht mehr dagegen ankämpfen. Nun bleiben mir genau zwei Möglichkeiten: diese annehmen und nach der Rasierklinge greifen oder diese dämpfen mit Tavor und hoffen, dass sie am nächsten Tag nicht mehr so stark sind. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden und geschlafen. Heute ist ein neuer Tag und ich hoffe, meine altbekannten „Freunde“ bleiben einfach hinten sitzen und schlafen tief und fest weiter… ganz lange, denn es wird kein Prinz kommen und sie wachküssen.
Als ich heute an den operierten Stellen ein Schmerz empfand und so ein Ziehen, hab ich mir das Ganze mal genauer betrachtet. Und der Schreck überkam mich und ich musste weinen. Auf der rechten Seite, wo der Schnitt näher an der Schamlippe war, weil es mehr in die Richtung gefistelt hatte, ist die Wunde dementsprechend verwachsen. Die Schamlippe ist jetzt näher am Oberschenkel bzw. näher am Leistenbereich zugewachsen und sozusagen drangewachsen. Jetzt sitzt es tief in der Seele und jedes Mal wenn ich daran denke oder es sehe, laufen mir Tränen. Ich fühle mich wie ein Krüppel und wenn ich daran denke, dass es vielleicht nicht die einzige Op war, dann dreht sich alles in meinem Kopf. Zur Beruhigung habe ich jetzt eine Tavor genommen. Auch wenn mein Mann sagt, dass ihm das egal ist, was ich ihm glaube und ich weiß, dass er mich liebt, fühle ich mich trotzdem ecklig. Ich hasse meinen Körper gerade sehr, obwohl ich doch so stolz bin, dass ich abgenommen habe. Das Ganze passt irgendwie nicht zusammen. Ich hoffe, dass ich mich bald wieder als ganze Frau spüren kann.
Und hier kommt sie dann auch gleich. Meine Wunden verheilen wunderbar. Haben gestern einen leichteren Verband ausprobiert. Leider nässt die Wunde doch mehr, als ich dachte und deswegen muss heute der Verband doch etwas dicker werden. Auf jeden Fall ist der Doc zufrieden und meinte, dass ich am Montag voraussichtlich entlassen werden kann. Aber trainieren darf ich erst ab nächster Woche.
Und nun mal zu den nicht so tollen Nachrichten. Meine Schule hat noch nicht entschieden, ob ich gleich wieder anfangen darf oder erst zum nächsten Kurs im Herbst. Das gab mir ein Schlag ins Gesicht, als ich hörte, dass die Kursleiterin doch eher für Herbst ist. Ich kenne mich nur zu gut, dass ich weiß, dass wenn ich bis Herbst warten muss, ich ganz schnell meine Depression wieder da sein wird und mein Gesundheitszustand sich ganz schnell verschlechtert. Leider bleibt mir nichts anderes übrig, als abwarten.
Aber nun gibt’s Frühstück und dann schnell in die Klinik zum Verbandswechsel und heute Abend heißt es dann ab auf Burg Leofels zur CAVE!!!!!
GEDANKENBLITZ
„Lieber Sonnenschein,
Strahl doch bitte in meinem Herzen hinein.
Ich stand zu lang unter den Wolken,
die meinem Leben kein Licht geben wollten.
Strahl ganz hell
und bitte auch sehr schnell.
Lass die Wolken verschwinden,
sonst kann ich den rechten Weg nicht mehr finden.
Gib mir ein Zeichen!
Und sag unseren lieben Monde,
dass er in seinen Strahlen,
viel des Positiven bewahre.
Ich danke für die Erfüllung dieses Wunsches,
kann dann auch endlich besser leben,
und jedem guten Menschen,
viel Liebe geben.“
Tagesklinik 03. August 2012
Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn man weinen will und man nicht kann, weil die äußeren Umständen es zu lassen. Ich liegt hier – im 4 Bettzimmer der Tagesklinik und bin untenrum nackt. Nur mit einer Decke bedeckt. Wartend darauf, dass eine Schwester kommt und meine Wunden mit Folie beklebt, damit ich duschen kann. Währenddessen versuch ich immer wieder eine Nummer anzurufen, damit mein Leben wieder normal verläuft. Aber mehr als ein Freizeichen hör ich nichts. Und spüren zu ich nur leere und dieser unendliche Wunsch endlich weinen zu können
Es ist schon verwunderlich, dass es manche Sachen gibt, die man gerne als Buch schreibt. Ich habe wieder angefangen zu schreiben. Ich weiß noch nicht, wann ich fertig bin und wie lang das Buch geht. Und eigentlich wünsche ich mir nur einen Verlag, der mein altes Buch überhaupt mal unter die Fittiche nimmt, aber leider finde ich da keinen. Im Moment ist es ja leider nur über Book on Demand zu bestellen. Die Verlage waren zu teure. Zumindest zu dem Zeitpunkt, wo ich es „rausgebracht“ habe… hmm…und der Verkauf mit Book on Demand läuft irgendwie auch nicht so … ich weiss auch nicht. Bin schon wieder „nicht so toll drauf“ und würde mich am liebsten wieder hinlegen und verkriechen. Bei dem Wetter da draußen kein Wunder. Auf jeden Fall rauch ich jetzt noch eine Zigarette und dann muss ich mich auch schon fertig machen für die Tagesklinik.
loreleicbenedetta.wordpress.de 